Neuhemsbach gestern


„Nicht umsonst zeigt das Wappen von Neuhemsbach den Wappenschild der Herren von Flersheim in Blau-Silber-Rot und den blaubewehrten und bezungten goldenen Leopard der Grafen von Sayn-Wittgenstein. Haben diese Herrschaftsgeschlechter doch die Vergangenheit von Neuhemsbach bedeutend geprägt.

Die Ursprünge des heutigen Neuhemsbach sind offensichtlich im Heinzenthal zu finden. Bereits 1019 wurde der Ortsteil Heinzenthal in einer Urkunde erwähnt. Und in einem Text aus der Zeit der Grafen von Wittgenstein ist festgehalten, dass am Flomborn, nahe des Brunnenhäuschens (inmitten des heutigen Neuhemsbachs) einst drei Hütten standen, die mit „buchenen Bäumen“ umgeben waren. Möglicherweise könnte diese kleine Siedlung den Namen „Althemsbach“ geführt haben.

Bereits vor über 800 Jahren erhob sich auf dem heutigen Schlossberg eine Burg. Sie gehörte den Grafen von Flersheim und wurde während des Pfälzischen Erbfolgekriegs anno 1689 von den Franzosen zerstört. Was übrig blieb, kauften die Grafen von Sayn-Wittgenstein.

Die Kirche mit dem prägnanten Zwiebelturm, die noch heute das Dorfbild prägt, war einst Teil des Schlosses, das die Grafen zwischen 1715 – 1739 im Barocken Stil erbauen ließen. Es bestand aus drei Flügeln und war dreistöckig. Eine Freitreppe führte hinunter zum Vor- und Hinterhof, in deren Mitte man einen prächtigen Fontainebrunnen angelegt hatte. Die Gewannennamen wie „Lustgarten“, „Remise“ und „Allee“ erinnern noch heute an den einstigen Glanz der damaligen Zeit.

 

Grundrissplan des Schlosses von Sayn Wittgenstein, entnommen aus dem Buch „Neuhemsbach“ von Friedrich Wilhelm Weber

 

Nach einer Zeichnung von C. L. Rudolphi 1770-1772 im Maßstab von 200 Fuß zum Plan(1 Fuß = 28,16 cm).

Den geometrischen Plan des Hoch. Gräfl. Sayn und Wittgensteinischen Schlosses Neu-hemsbach mit daranliegenden Gebäuden und Gärten.

Das Schloss u. das Gelände zeichnete ich nach den Unterlagen des Buches Neuhems-bach, von Friedrich Wilhelm Weber. Die Gebäude gestaltete ich nach der Architektur solcher Schlossanlagen des 18. Jahrhunderts, nach der Statik der Gebäude und Vermutung.

Horst Bauer, 25.07.04

 

An dem Neuhemsbacher Palais konnte sich das Adelsgeschlecht allerdings nicht lange erfreuen: Als im Jahre 1793 die Truppen der Französischen Revolution die Parole ausgaben „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“, da ließen sie ihre Zerstörungswut auch am Schloss Neuhemsbach aus. So wehte der Sturm der großen Weltgeschichte über das Dörfchen hinweg und bereitete der feudalen Herrlichkeit ein rasches Ende.

Als 1803 die Baureste des zerstörten Schlösschens versteigert wurden, kaufte eine Gruppe frommer Neuhemsbacher 1803/1804 das Kirchengebäude auf. Seit dieser Zeit hat Neuhemsbach ein eigenes Gotteshaus...“

Was Sie hier lesen, sind bruchstückhafte Einblicke in die Geschichte Neuhemsbachs, wie sie von unseren Chronikschreibern Horst Bauer, Rudolf Bechberger, Günther Kirch und Ralf Seegmüller in akribischer Recherchearbeit bisher zusammengetragen wurden. Die Internetseiten würden den Rahmen der Informationen sprengen, die die vier engagierten Bürger und gebürtige Neuhemsbacher gleichfalls informativ wie unterhaltsam in der bereits veröffentlichten Dorfchronik in Wort und Bildern aufbereitet haben. Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, mehr zu erfahren über die Geschichte der Schlosskirche, Sagen-Anekdoten-Originale, das Handwerk und Gewerbe, die Vereine, die Land- und Forstwirtschaft und Beschreibungen über Neuhemsbachs Umgebung, so können Sie gern ein Exemplar der „Dorfchronik“ über den Ortsbürgermeister, Armin Obenauer erstehen. Eine erweiterte Ausgabe befindet sich gerade in Vorbereitung. Weitere, im Internet bereitgestellte Informationen zur Geschichte Neuhemsbachs finden Sie auch unter der Rubrik Historie auf der Internetseite der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn.

Und so könnte der Himmel über der Schlosskirche ausgesehen haben, damals am 2. Juli anno 1760, als die Neuhemsbacher glaubten, die Welt gehe unter. Seit dem ist dieses Datum ein besonderer Feiertag für die Neuhemsbacher: der „Schloßenfeiertag“.